„Wenn du schnell gehen willst, geh allein.
Wenn du weit gehen willst, geh gemeinsam.”

Afrikanisches Sprichwort


 

Im letzten Insight „Die Macht von Emotionen“ haben wir uns mit dem persönlichen Widerstand gegen grundlegende Veränderungen beschäftigt und dabei die Rolle von Emotionen wie Angst, Wut, Trauer oder auch Freude thematisiert. Besonders anschaulich beschreibt die Change-Kurve von Elisabeth Kübler-Ross das emotionale Erleben von Menschen vor allem in nicht selbstbestimmten Veränderungsprozessen. Damit lassen sich viele „Widerstands“-Phänomene in Veränderungen gut verstehen.

In diesem Insight wollen wir uns damit auseinandersetzen, was man tun kann, um aus der „Schockstarre“ in eine konstruktive und kontinuierliche Entwicklung zu kommen, um nicht gegen, sondern mit der Veränderung zu gehen.

Mit der Change-Brille betrachtet, geht es darum, sich aus Widerständen oder Überforderungen zu befreien und rasch ins Handeln zu kommen. Was kann dabei helfen?
Wir sehen hier 3 Ansatzpunkte:

  • Sich mit Menschen umgeben, die bereits auf dem Weg sind
  • Strukturen ändern, um Verhalten zu ändern
  • Gewohnheiten auf individueller Ebene ändern.

Menschen finden, die bereits auf dem Weg sind

Besonders hilfreich ist es, sich mit Menschen zu umgeben, die bereits auf dem Weg sind, ihr Verhalten zu ändern oder gute Beiträge für eine gelingende Zukunft leisten.

Hier sei nochmals „The Week“ erwähnt: The Week ist für alle, die wissen wollen, wie sich der Klimawandel in den nächsten Jahren auf uns auswirken wird und was wir dagegen tun können. The Week bietet die Möglichkeit, sich mit Freunden, der Familie oder Kolleg:innen mit diesem Thema auseinanderzusetzen – und zwar ganz konkret. The Week schreibt jedoch nicht vor, was wir tun sollen, sondern gibt uns die Möglichkeit, uns eine eigene Meinung zu bilden.

Ein weiteres Angebot bieten z.B. Pioniers of Change: Pioneers of Change ist ein gemeinnütziger und nicht auf Gewinn ausgerichteter Verein mit dem Schwerpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung. „Wir motivieren, inspirieren und begleiten Menschen in ihrer Potentialentfaltung, Visionsfindung und beim Aufbau innovativer Projekte, zivilgesellschaftlicher Initiativen und nachhaltiger Unternehmen. Wir unterstützen den Aufbau einer kulturkreativen Bewegung inspirierter Weltgestalter*innen und vernetzen engagierte Menschen in den Regionen im gesamten deutschsprachigen Raum.“ In Vorträgen, Trainings und dem Summit kann man sich Mut und Inspiration holen, sein eigenes Potenzial entdecken und Teil einer Community werden.

Weiters sind in den letzten Jahren die sogenannten „100 Mitmachregionen“ entstanden: Die Idee dahinter ist, sich in seiner Region zu ganz konkreten Maßnahmen zusammenzuschließen, direkt vor Ort Nutzen zu stiften und dabei Selbstwirksamkeit zu erfahren.

Auch die Stadt Wien bietet mit Austria Guides for Future einen „Verein staatlich-geprüfter Austria Guides, die durch ihre Tätigkeit einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten möchten“, so die Guides. „Als Austria Guides For Future® sind wir aber vor allem besonders daran interessiert, was sein wird. Wir erweitern unser Wissen in Zusammenarbeit mit Expert*innen und stehen im Dialog mit Institutionen und Initiativen, die im Umwelt- und Klimaschutz aktiv sind. Anstatt Katastrophenszenarios zu verbreiten, möchten wir auf unseren Touren auf kreative und interaktive Weise Bewusstsein für zukunftsweisende Entwicklungen in Wien und darüber hinaus schaffen.“

Strukturen und Rahmenbedingungen ändern, um Verhalten zu ändern

Neben freiwilligen Maßnahmen sind auch Gesetze und Förderungen auf EU- und auf nationaler Ebene nötig, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Bürgern ermöglichen, ihr Verhalten zu ändern. Aspekte in diese Richtung sind:

  • Klare Ziele und Fristen
  • CO2-Besteuerung
  • Rahmenbedingungen für die Bodenversiegelung
  • Herkunftsbezeichnungen
  • Besteuerung von Diesel

Da diese Maßnahmen nicht freiwillig sind, ist ihre Einführung oft von heftigen Diskussionen begleitet – im Gesamtzusammenhang betrachtet, ist ihr Nutzen jedoch nach einiger Zeit spürbar.

Auf der ganz individuellen Ebene geht es darum, Gewohnheiten zu ändern.

Wenn wir es gewohnt sind, mit dem Auto zu fahren, ist es eine große Umstellung, plötzlich primär auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Ebenso ist es für viele eine große Herausforderung, die Ernährung im Sinne der eigenen Gesundheit, aber auch im Sinne der Nachhaltigkeit umzustellen. Charles Duhigg bietet in seinen Forschungen auf diesem Gebiet sehr praktische Empfehlungen an, die helfen, diese Veränderungen erfolgreich zu meistern. In „die Macht der Gewohnheit“ beschreibt er, dass Gewohnheiten auf drei Ebenen verändert werden können: dem Cue (Auslöser), der Routine (Handlung) und der Belohnung:

  • Zuerst geht es darum, den Auslöser (Cue) zu identifizieren: Finde heraus, was deine Gewohnheit auslöst. Das kann z.B. eine bestimmte Situation, ein bestimmtes Gefühl oder ein spezifischer Ort sein.
  • Ersetze dann die Routine (Handlung): Sobald du den Auslöser identifiziert hast, kannst du die Gewohnheit ändern, indem du eine alternative Handlung einführst, die gesünder oder positiver ist.
  • Belohnung neu definieren: Identifiziere die Belohnung, die deine Gewohnheit auslöst, und finde eine gesunde Alternative, die das gleiche Bedürfnis befriedigt.
  • Schaffe neue Gewohnheiten: Wiederholung ist entscheidend, um neue Gewohnheiten zu etablieren. Achte darauf, dass du die neuen Verhaltensweisen konsequent ausübst, damit sie sich festigen.
  • Überwache deine Fortschritte, reflektiere über mögliche Rückschläge und passe deine Strategien entsprechend an, um langfristige Veränderungen zu unterstützen.

Studien zeigen , dass es zwischen 21 und 66 Tagen dauern kann, um eine neue Gewohnheit zu etablieren, wobei diese Zeitspanne stark variieren kann. Es ist ratsam, geduldig zu sein und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn es länger als erwartet dauert, eine Gewohnheit zu ändern. Eine Empfehlung ist, klein anzufangen:

  • Vielleicht gibt es zehn Gewohnheiten, die ich unbedingt entwickeln oder verändern möchte. Mehr lesen, gesünder essen, jeden Tag spazieren gehen, andere Menschen wertschätzen, Geld sparen und so weiter.
  • Das übliche Vorgehen wäre, alles auf einmal und möglichst schnell anzugehen – mit dem Ergebnis, dass man nach ein paar Wochen frustriert aufgibt.
  • Stattdessen ist es empfehlenswert, mit einer Gewohnheit aus der ganzen Liste zu beginnen, die besonders wirksam erscheint.
  • Nun sollte man sich mindestens einen Monat lang nur dieser einen Gewohnheit widmen. Um konsequent dranzubleiben und sich nicht selbst durch Versagens- und Schuldgefühle zu demotivieren, hilft es auch, die neue Gewohnheit zunächst so zu gestalten, dass es so gut wie keine Willensstärke braucht, um sie jeden Tag auszuführen: fünf Minuten meditieren, zehn Minuten joggen, fünf Seiten lesen …

Im Laufe der Wochen steigert man sich einfach Schritt für Schritt, und nach vier bis fünf Wochen ist daraus ohne spürbaren Verlust die gewünschte Gewohnheit geworden. Duhigg beschreibt noch einen weiteren Effekt: Wenn wir es einmal gelernt haben, Gewohnheiten zu verändern, wird es leichter.

Vielleicht können diese drei Ansatzpunkte auch für Sie der Hebel für Ihr Handeln sein? Es geht ja nicht um Verzicht, sondern einfach darum, manche Dinge anders zu tun als bisher …