Ganz ehrlich: sprechen Sie Dinge, die Sie in Ihrem Team stören immer offen an? Vor allem „Kleinigkeiten“ lassen wir meistens lieber unter den Tisch fallen, um das Arbeitsklima ja nicht zu belasten. Doch wenn sich diese störenden Kleinigkeiten häufen, kann uns schon einmal der Geduldsfaden reißen. Dann werden aus Mücken Elefanten und die Stimmung im Team kippt. Warten Sie also nicht zu lange, sondern verhandeln Sie mit Ihren Kollegen vorher neue Verhaltensweisen.

Oft sind es nur Kleinigkeiten, aber sie stören die Zusammenarbeit: Sie brauchen rasch eine kurze Antwort, aber ihr Kollege erklärt lang und breit, warum er Ihnen jetzt nicht helfen kann. Ein anderer Kollege kommt prinzipiell zu spät und unvorbereitet zu Meetings. Sie und Ihre Kollegen verlieren dadurch kostbare Zeit. Da kann man schon einmal die Geduld verlieren. Die Folge ist ein gereiztes Gesprächsklima und Unzufriedenheit. Es brodelt unter der Oberfläche und die Situation droht, zu einem wirklichen Konflikt zu werden. Um die Spannungen offenzulegen und Erwartungen zu definieren, gibt es eine einfache und effektive Methode: „Rollenverhandeln“.

Mit dieser Methodik bearbeiten Sie Konflikte, definieren Erwartungen und treffen konkrete, überprüfbare Vereinbarungen, wie Sie in Zukunft besser miteinander arbeiten können.

Quid Pro Quo

Nehmen wir drei Konfliktparteien: A, B, C. Sie wollen ihr gegenseitiges Verhalten als Kollegen verbessern und gehen wie folgt vor:

  • A schreibt auf, welche konkreten Verhaltensänderungen er sich von B wünscht. Wichtig ist, keine Allgemeinheiten oder Haltungen, sondern sichtbares und konkretes Verhalten zu beschreiben, z. B. „Ich wünsche mir von Dir, dass Du zu unseren wöchentlichen Jour-fix pünktlich kommst und die zur Vorbereitung ausgesandten Unterlagen studiert hast“. „Mehr Hilfsbereitschaft“ oder „mehr Unterstützung“ sind keine hilfreichen Aussagen.
    B schreibt auf, was er sich von C wünscht und C schreibt für A.
  •  Die Beteiligten tauschen die Blätter untereinander aus. Sie lesen diese erst durch und denken darüber nach, wie sie auf die Wünsche der anderen reagieren wollen.
  • Jetzt finden bilaterale Verhandlungen statt. Es ist ein Prozess des Gebens und Nehmens. A und B fangen an. Wenn A einem Wunsch von B entspricht, muss auch B einem Wunsch von A entgegenkommen. Wenn nötig, werden die Wünsche noch näher spezifiziert. Es geht immer um konkretes Verhalten.
    In dieser Runde ist C Beobachter und Begleiter: er greift ein, wenn zwischen A und B kein wechselseitiges Geben und Nehmen mehr stattfindet, also wenn z. B. A nur fordert, aber selbst keine Zugeständnisse machen will.
    Jede Verhandlungsrunde wird mit genauen Vereinbarungen abgeschlossen. Beide einigen sich auch auf ein Datum zur Überprüfung der Vereinbarung.
  • Danach verhandeln B und C, A führt die Aufsicht.
  • Zuletzt verhandeln C und A, B beobachtet und greift nötigenfalls ein.

Spielregeln

  • Die Botschaft muss sehr konkret sein, damit der Empfänger weiß, was gemeint ist.
  • Ein Überprüfungstermin wird fix vereinbart.
  • Wenn jemand etwas nicht erfüllen will/kann, gilt es zu verhandeln, wie Sie damit zukünftig umgehen wollen.
  • Überlegen Sie sich, ob Sie die Übung öffentlich oder nicht öffentlich machen, denn diese Methode kann sehr konfrontativ sein.
  • Öffentlichkeit hat eine Gruppendruck-Wirkung und ist Einhaltungs-Kontrolle.
  • Das Verfahren soll hoch ritualisiert und formalisiert ablaufen.

Probieren Sie die Methode selbst aus. Sie werden feststellen, dass Spannungen offen angesprochen werden und Teams wieder besser arbeitsfähig werden.

Sie werden sehen, viele bzw. die meisten Stolpersteine, die den täglichen Arbeitsalltag mühsamer machen, lassen sich mit dieser Methodik aus dem Weg räumen. Das Betriebsklima und die Beziehungsqualität untereinander verbessern sich markant.