Immer wieder erleben wir, dass Projekte unter der Diskrepanz zwischen institutionalisierten Vorgehens- und Organisationsmodellen und erlebter Praxis leiden. Insbesondere Veränderungsprojekte sind zum größten Teil durch Emotion und Politik und nur zum geringeren Teil durch Rationalität bestimmt. Dementsprechend sollte Projektorganisation sich weniger auf ein Projektorganigramm beziehen, in dem wichtige Personen ihre Positionen beziehen, sondern darauf, die Arena für Emotion, Politik und Sachverstand zu managen.

Es gilt eine Abfolge von Ereignissen und Erlebnissen zu organisieren, zur richtigen Zeit die richtigen Akteure einzubeziehen, ein lebendiges Zusammenspiel so zu gestalten, dass ein Ergebnis mit Qualität und Akzeptanz entsteht. Wenn TeilnehmerInnen in Workshops erzählen, was den Erfolg in gut aufgestellten Projekten ausmacht, dann komm das Wort Organisation in ihren Geschichten oft gar nicht vor! Vielmehr geht es um die wirkliche und gemeinsame Verständigung über Sinn und Ziele des Projekts, das Verstehen und die Entwicklung der Beziehungen im Projekt, den Respekt und die Wertschätzung für Menschen (statt „Ressourcen“), das persönliche Kennenlernen im Projektteam (auch wenn es weltweit verteilt ist), gute Zusammenarbeit, Erfolgserlebnisse in kleinen Teams, räumliche Nähe, achtsame Gestaltung von Dialogen und Workshops, in denen letztendlich die Bewegung für ein gutes Projekt entsteht.

Gefragt sind also nicht nur die Architekten einer insgesamt stimmigen Projekt-Setups, sondern auch die Gestalter der Situationen, in denen das Projekt „passiert“: in lebhaften Interaktionen zwischen Emotion, Politik und Sachverstand.