In jedem Menschen schlummern kreative Potenziale. Diese beginnen jetzt auch Non-profit Organisationen gezielt einzusetzen. Sie haben erkannt, dass sie sich weiterentwickeln müssen, um langfristig am Markt bestehen zu können. Soziale Innovation ist aber speziell, denn das Ziel sind nicht einfach höhere Gewinne. Es geht um neue Rollen, Beziehungen, Werte und neue Ansätze, die gesellschaftliche Probleme adressieren. Nicht mehr vom Gleichen, sondern ein völlig neuer Zugang zum Thema steht im Vordergrund.

Wir haben Führungskräfte von NPOs gefragt, wie sie Innovation verstehen und warum diese im Sozialbereich so wichtig ist. Alle bekennen sich ganz klar zur Innovation. So etwa Michaela Linhart von den Tagesmüttern Graz-Steiermark: „Es ist eine unbedingte Voraussetzung und Notwendigkeit, um langfristig am Markt bestehen zu können. Ein Unternehmen, das sich nicht damit beschäftigt, sich weiterzuentwickeln, wird unweigerlich nicht mehr lange am Markt sein.“ Der Geschäftsführer einer namhaften sozialen Organisation bestätigt, dass großes Interesse am Thema Innovation besteht und die NPOs innovativ handeln möchten. Allerdings wird die Finanzierungsbereitschaft der öffentlichen Hand schlichtweg als „innovationsfeindlich“ empfunden.

Innovation jenseits von Gewinn

Warum brauchen wir überhaupt Innovation? Das fragen sich Organisationen der Sozialwirtschaft oft zu Beginn eines Innovationsprozesses. Das Spektrum ist breit: es reicht von der Erwirtschaftung finanzieller Mittel zur Querfinanzierung, von Aktivitäten, die sich selbst nicht rechnen würden, bis hin zu neuen Zugängen zur Erfüllung der eigenen Mission. Was das Ziel sein soll, hängt erfahrungsgemäß stark vom eigenen Verständnis über Wirkungen und Wirkungszusammenhänge ab. Innovation ist letztlich die logische Folge von Wirkungsorientierung. Die Antworten auf folgende Fragen schaffen die gedanklichen Voraussetzungen für Innovation in NPOs:

  • Was wollen wir bewirken?
  • Woran werden wir unseren Erfolg erkennen?
  • Welche Aktivitäten führen dazu?

Beteiligung bringt innovative Energie

„Das Schlimmste was uns passieren kann ist, dass jemand sagt, wir machen etwas so, weil wir das im letzten Jahr schon so gemacht haben“, erzählt Uschi Theissl von der Jugendinformationsstelle LOGO und fügt hinzu: „Das ist eine Argumentation, die gibt es bei uns nicht. Das wird den Kollegen auch schon am Beginn mitgeteilt.“ Ihrer Erfahrung nach lässt sich durch Beteiligung viel innovative Energie generieren. Sie erzählt von Fokusgruppen mit Jugendlichen, offenen Diskussionen rund um Konzepte und Tools und von der Notwendigkeit, die Zielgruppe differenzierter zu sehen. Den Bezug zur Zielgruppe stellt auch Walerich Berger, Geschäftsführer von Jugend am Werk Steiermark, dar und betont die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels, um Raum für soziale Innovationen zu schaffen: „Es wäre eine Innovation, weg von der Defizitorientierung und hin zur Ressourcenorientierung oder zu einer Fähigkeitsorientierung. Das würde die soziale Arbeit um vieles billiger machen, weil man nicht für jedes Defizit ein „Pflasterl“ braucht. Das würde den Mitarbeitern viel bringen, denn wenn man immer in den Defiziten herumgräbt, zieht das einen runter. Aber wenn ich sage „da kann jemand was“, ist man oft überrascht, welche Fähigkeit jemand hat und das führt zu einer positiven Stimmung“, bringt Berger die Chancen des innovativen Denkens in der sozialen Arbeit auf den Punkt.