Testen oder ignorieren? Stefan Posch Partner Contact Stefan Michael Faschingbauer Managing Partner Contact Michael Wie man Innovations-Hypothesen auf den Zahn fühlt Wer Innovation beauftragt, sollte zwei Dinge nicht vermischen: Das, was wir wissen und das, was wir zu wissen glauben. Was wir glauben, sollten wir als Hypothese betrachten und überprüfen. Aber nicht alle Hypothesen sind gleich wichtig. Mit einer Hypothesenmatrix finden Sie heraus, was Sie testen sollten und was Sie getrost ignorieren können. Das beschleunigt Ihr Innovationsvorhaben und spart jede Menge Aufwand. Annahmen explizieren und als Hypothesen formulieren Alles ist eine Hypothese Insbesondere in der frühen Phase von Innovationsvorhaben müssen wir davon ausgehen, dass wir kaum etwas wissen: Wir arbeiten an neuen Ideen und Themen, mit denen an vielen Stellen ein hohes Maß an Ungewissheit einhergeht. Wir wissen oft nicht, was der Kunde wirklich will. Wir wissen erst recht nicht, was er bereit ist, für unsere Idee zu bezahlen. Manchmal wissen wir nicht einmal, wer der Kunde ist. Im besten Fall haben wir Annahmen. Was wissen wir wirklich? Für ein Innovationsteam und seinen Auftraggeber ist es erst dann gut möglich diese Ungewissheit zu „managen“, wenn sie niedergeschrieben und damit transparent gemacht wird. Wenn Sie zum Beispiel eine Idee für ein neues Geschäftsmodell haben, gehen Sie vielleicht von vielen Dingen aus, die für Sie selbstverständlich sind. Sie stützen sich auf Ihre Erfahrungen, die Dinge, die Sie hören und sehen, und Sie kombinieren diese Dinge mit Ihrer Vorstellungskraft. Sie gehen dabei von Annahmen aus. Sie sagen vielleicht: „Es gibt einen Bedarf für x“, „Es ist wichtig, dass das Produkt y kann“ oder „Es gibt einen großen Markt für z“. Sobald Sie erkennen, dass Sie von etwas ausgehen, das Sie nicht wirklich wissen, machen Sie Ihre Annahmen explizit. Von da aus ist es nur noch ein kleiner Schritt, eine Hypothese zu formulieren. Hypothesen muss man testen Eine Hypothese beginnt mit Formulierungen wie: „Ich glaube, dass…“. Sie könnten dann zum Beispiel sagen: „Ich glaube, dass es einen Bedarf für x gibt“, „Ich glaube, dass y die wichtigste Eigenschaft ist“, „Und ich glaube, dass die Größe des Marktes z 100 beträgt“. Betrachten Sie Ihre Innovationsidee (Geschäftsmodell) als eine Sammlung von Hypothesen aller Art. Mit dem Niederschreiben der Hypothesen machen Sie die damit verbundene Ungewissheit für alle im Team sichtbar. Damit wird klar, was Sie so rasch und günstig wie möglich überprüfen müssen, um die Ungewissheit Ihres Innovationsvorhabens zu reduzieren. Aber das Überprüfen und Testen Ihrer Hypothesen braucht Zeit und produziert Aufwand. Daher stellt sich die Frage: “Was ist wichtig und was kann man ignorieren?”. Mit anderen Worten: Welche Hypothesen sollten Sie besser früh im Prozess testen? Wie setzen Sie Prioritäten? Die Hypothesenmatrix Beginnen Sie damit, alle Hypothesen auf Post-its zu schreiben und die herauszufiltern, die den Wert für Kunden betreffen. Bei einigen dieser Unbekannten wissen Sie vielleicht schon, dass sie ziemlich sicher zutreffen. Bei anderen haben sie bestenfalls eine Vermutung. Hier geht es also um den Grad der Ungewissheit. Setzen Sie das auf die horizontale Achse Ihrer Hypothesenmatrix. Andererseits werden sich einige Ihrer Annahmen – ob richtig oder falsch – kaum auf Ihren Erfolg auswirken. Andere können sich zu echten Showstoppern entwickeln. Hier geht es um die „Bedeutung für den Erfolg“ ihrer Innovation. Setzen Sie dies auf die vertikale Achse ihrer Matrix. Nicht alles, was ungewiss ist, ist erfolgsrelevant Gehen Sie nun alle Ihre Hypothesen durch – eine nach der anderen – und bilden Sie sich Ihr Urteil: Haben Sie gute Beweise dafür, dass sie wahr ist, oder basiert sie auf einem reinen Bauchgefühl? Das wird Ihnen helfen, den Grad der Unsicherheit für Ihre Hypothese zu ermitteln. Eine Verschiebung der Hypothese nach rechts bedeutet: „nicht sicher – hoher Grad an Unsicherheit“, während ein Verschieben nach links bedeuten würde: „ziemlich sicher – wir wissen es aufgrund von Beobachtungen, Einschätzungen, früheren Verkäufen“ und so weiter. Die zweite Frage lautet: Wie wichtig ist die Hypothese für Ihren Erfolg? Wird das gesamte Geschäftsmodell zusammenbrechen, wenn sich Ihre Annahme nicht bewahrheitet? Oder handelt es sich um ein kleines Problem, das sich leicht ausgleichen lässt? Je größer die Auswirkungen, desto weiter oben steht die Hypothese. Geringfügige Probleme landen ganz unten. „Critical Unknowns“ first Wenn Sie mit der Zuordnung aller Hypothesen in der Matrix zufrieden sind, sehen Sie sich die zwei oder drei Hypothesen in der oberen rechten Ecke an: Das sind diejenigen, die Sie schon früh im Prozess testen und verifizieren sollten! Wir nennen diese die „Critical Unkowns“. Mit der Identifikation der „Critical Unknowns“ bekommt Ihr Team bei aller Ungewissheit Fokus. Hypothesenmatrix mit den „Critical Unknowns” rechts oben Doch denken Sie bitte immer daran: Die Priorisierung von Hypothesen ist ein relativer Abwägungsprozess. Das ist in der Regel im Team leichter zu bewerkstelligen. Deshalb empfehlen wir, Post-its zu verwenden und den Prozess an einer Pinnwand oder einem Flipchart durchzugehen bzw. auf einem digitalen Whiteboard. Es ist die Zeit wert, wirklich zu diskutieren, welche Punkte Sie priorisieren und warum. Sie werden diese Zeit mehr als wettmachen, wenn es darum geht, das Wichtige zu testen. Betrachten Sie die Hypothesenmatrix als eine Übersicht über Ihren Grad an Wissen bzw. Ungewissheit zum jeweiligen Zeitpunkt und bringen Sie sie mit jeder Erkenntnis auf den letzten Stand. Das Team nutzt dieses Werkzeug so lange als „lebendes Dokument“, bis es Gewissheit hat mit seinem Innovationsvorhaben am richtigen Weg zu sein und in eine konkrete Umsetzung gehen kann. Möchten Sie mehr erfahren? Leading Innovation