Back to overview Musterwechsel Eva Grieshuber Beraterin Contact Eva Learnings aus Corona: Musterwechsel Wie stark hat sich Ihr Leben durch Corona verändert? Möglicherweise gibt es tatsächlich Menschen, deren Alltag sich durch die Krise nicht radikal verändert hat – Memes dazu gibt es derzeit genug. Vermutlich zählen Sie jedoch zu jener Gruppe, deren Leben heute, Anfang April 2020, doch deutlich anders aussieht als noch vor drei oder vier Wochen. Kaum jemand von uns kann sich an Situationen erinnern, in denen wir so sehr zu Verhaltensänderung gezwungen waren wie jetzt. Die Pandemie hat viele Gesichter und wir erkennen tagtäglich neue Aspekte – schreckliche und erschreckende, aber auch positive, kreative, neue Möglichkeiten eröffnende Aspekte. Diese beginnen schon bei scheinbar kleinen Dingen. Denken Sie ein paar Wochen zurück: Wie oft haben Sie schon gedacht, dass Sie auf den üblichen Händedruck als Grußritual eigentlich gerne verzichten würden? Aber der Wunsch, dem Gegenüber persönliche Nähe zu vermitteln oder kulturelle Spielregeln und Höflichkeit haben Sie gehindert, auf den Händedruck zu verzichten. Und plötzlich ging es schnell: Innerhalb von wenigen Tagen wurde fast durchgängig auf Händeschütteln verzichtet – und nebenbei war es spannend zu sehen, wie viele kreative Alternativen es in kürzester Zeit gab. Es gibt meistens „gute Gründe“ bestehende Verhaltensmuster beizubehalten. Oftmals sind es gut eingeübte, explizite oder implizite Spielregeln – sei es in der Gesellschaft im Allgemeinen oder auch in Unternehmen oder im privaten Bereich. Gleiches gilt für geteilte, oftmals gar nicht bewusste Grundannahmen. Etwa die, dass wirkliche Nähe oder gute Zusammenarbeit nur möglich ist, wenn man gemeinsam in einem Raum ist. Solche Spielregeln, Rituale, Grundannahmen sind wichtig, denn sie geben Orientierung im Verhalten und fördern Effizienz – wir müssen nicht jedes Mal alles neu ausmachen und „verhandeln“. Sind aber andererseits auch starke Motive, Verhaltensmuster beizubehalten oder Hinderungsgründe, Neues auszuprobieren. Das Gute im Schlechten: Die aktuelle Krise zwingt uns aber nicht nur zu anderen Grußritualen, sondern auch in vielen anderen Bereichen, Dinge neu zu denken und neu zu tun. Dies beginnt beispielsweise beim Workout im eigenen Wohnzimmer und geht auch tief hinein in den beruflichen Alltag. Ich hätte etwa nie gedacht, dass ein Fitnessvideo mich genauso antreibt, mich noch ein wenig mehr zu quälen, wie ich es normalerweise nur im Fitnessstudio mache – angeleitet durch Trainer, gemeinsam mit anderen in einem Raum. Ich hätte auch nicht erwartet, dass so viel an gemeinsamem Arbeiten und Lernen nun im Home Office passiert. Auf einmal sind Meetings, Workshops und Trainings virtuell möglich. Wir sehen aber nicht nur, dass Corona ein massiver Treiber für virtuelles Arbeiten ist, auch agile Arbeitsweisen oder das Anwenden agiler Prinzipien helfen, mit der täglichen Unsicherheit besser umzugehen. Alles Themen, die in vielen Organisationen seit Jahren auf der „To-Do-Liste“ standen – und dort auch blieben. Oberflächlich betrachtet ist es klar: Social Distancing und die damit einhergehenden Maßnahmen der Regierung haben diesen radikalen Musterwechsel bewirkt. Trotzdem ist es wert, dies ein wenig genauer zu betrachten. Warum funktioniert die Verhaltensveränderung so schnell und überraschend gut? Viele nehmen es für sich selbst wahr: Für Verhaltensveränderung braucht es nicht nur eine „Ansage von oben“, sondern auch noch weitere „Zutaten“: Ein guter Grund, ein einfach verständliches und klares „Warum“. Die Erklärung und die Hintergründe für die gesetzten Maßnahmen leuchten (fast) allen ein. Vorbilder, Role Models, die das neue Verhalten vorleben, authentisch und konsequent. Seien es die Heldinnen und Helden des Alltags, die jeden Tag kämpfen oder sei es Arnold Schwarzenegger, der zeigt, wie er sich in Isolation begibt, wie auch andere Menschen des öffentlichen Interesses immer wieder zeigen. Rasches Ausprobieren, welches Verhalten passend ist, um mit der Situation gut umgehen zu können: Etwa häufiger, kürzer, fokussierter miteinander zu kommunizieren, oder auch schnell, kleine, unkomplizierte Lösungen für die neuen Probleme zu suchen – anstatt lange zu überlegen, warum es nicht klappen könnte, was zu einem perfekten Vorgehen noch alles dazugehören würde und was es davor noch abzustimmen und zu klären gäbe … Unterstützung und Lernen, das Neue zu meistern: Seien es Online-Tutorials, die helfen, die schon länger installierte Software, Kamera und Headset zu nutzen, oder Tipps von der Gestaltung von virtuellen Meetings bis hin zum „Gärtnern zu Hause“. Auch Freund/innen, Kolleg/innen und die Familie unterstützen und helfen, Bücher haben Renaissance. Eine offene Haltung und Mut: … neben einer gesunden Portion Respekt vor dem Virus und den Folgen: den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern offen für die veränderte Situation und die Chancen zu sein, die sich daraus ergeben. Auch dafür findet man täglich neue Beispiele, seien es Kosmetikhersteller, die rasch auf Desinfektionsmittelproduktion umsatteln oder Designer, die Schutzmasken herstellen und verkaufen. Keine Frage, wir sind ein einer Ausnahmesituation. Die oben angeführten Aspekte fördern Musterwechsel und Verhaltensveränderung aber auch in „normalen“ Situationen. Wie könnte es Ihnen gelingen, Ihre „guten Gründe“ in eine überzeugende Story zu packen und das neue Verhalten durch Vorbilder stark sichtbar werden zu lassen? Bleibt nur die Frage, was unterstützt, um die neuen Verhaltensweisen zu verankern. Wichtig zunächst – und leider stehen die Chancen dafür nicht so schlecht: die neuen Verhaltensweisen eine Zeitlang zu üben und beizubehalten. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass es auch später funktioniert. Wichtig aber auch: Idealerweise gemeinsam mit anderen Menschen – Familie, Freund/innen, Kolleg/innen – zu reflektieren, was wert wäre, beibehalten zu werden und was dafür hilfreich sein könnte. Vielleicht sind dies veränderte Rahmenbedingungen und Spielregeln, vielleicht auch das Versprechen, einander bei Abweichen in einer wertschätzenden Art und Weise darauf aufmerksam zu machen und das gewünschte Verhalten einzufordern. Das Spannende: Wir sind alle am Lernen. Nützen und unterstützen wir einander. Auf den Geschmack gekommen? Melden Sie sich zum Newsletter an! Newsletter Möchten Sie mehr erfahren? Kontakt