Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen

Egal ob es darum geht die nächste Produktgeneration zu entwickeln, Prozesssinnovation voranzutreiben oder sogar mit innovativen Ideen Ihr Geschäftsmodell zukunftsfit zu machen, Innovation braucht immer ein Team im Hintergrund.

Eine der zentralen Herausforderungen denen wir in unserer Arbeit mit Innovationsteams immer wieder begegnen ist, dass diese Teams in einem Umfeld agieren müssen, das über lange Zeit darauf ausgerichtet wurde so effizient wie möglich zu funktionieren und dabei Unsicherheit und Risiko zu vermeiden. Wir kennen es alle: spezialisierte Abteilungen, gut definierte Abläufe und Prozesse, ausgetüftelte Produktionsplanung, Forecasts, Qualitätsmanagement und Governance u.v.m. All diese Dinge sind gut und notwendig, solange sie nicht gleichermaßen auf Innovation angewendet werden – dort können sie kontraproduktiv wirken.

Innovation hat per Definition viel damit zu tun, sich in Unsicherheit zu bewegen und komplexe, nicht immer gut greifbare Aufgaben zu formen und voran zu treiben. Diese Art von Aufgaben benötigen nicht nur ein anderes Mindset sondern auch unterschiedliche Voraussetzungen in der Organisation.

Innovation Teams, meist interdisziplinär, brauchen Rahmenbedingungen, die es erlauben möglichst effektiv Unsicherheit zu adressieren und Komplexität zu absorbieren. Und zwar nicht mit genau gleich komplexen Prozessen, sondern mit einfachen Methoden und Bedingungen die richtiges Teamwork fördern. Die Herausforderung „Innovation“ ist komplex genug und am besten können wir diese durch gut funktionierende Teams bewältigen. Leider wird nur allzu oft darauf vergessen oder unterschätzt, wie wichtig es ist auch aktiv an den Rahmenbedingungen zu arbeiten, die solche Teams erfolgreich machen.

Wir haben in unserer Praxis und Forschung vier eigentlich einfache Rahmenbedingungen identifiziert, die von Teams selbst aber natürlich vor allem auch von Führungskräften gestaltbar sind und einen wichtigen Unterschied machen können. Wichtig ist zu verstehen, dass diese Rahmenbedingungen ineinander greifen und vor allem im Zusammenspiel die Aussicht auf Erfolg erhöhen, aber wohl nicht garantieren können.

Konstante Energie

Bei Innovation geht es darum, Annahmen zu hinterfragen und aktuelle Denkmuster sowie Modelle aufzubrechen und wieder in verschiedenen Formen neu zu kombinieren und zusammen zu setzen. Es bedeutet auch rasch zu lernen und dran zu bleiben, selbst wenn es manchmal (eigentlich immer) schwierig wird und überall neue Herausforderungen warten und man schon mehrere Rückschläge hinter sich hat. Das bedarf Energie und die Frage ist, woher diese Energie kommt. Für uns hat sich gezeigt, dass es darum geht, eine Mischung aus verschieden Quellen zu nutzen. Diese reichen von Begeisterung für eine Idee oder Vision bis hin zur Anspannung, die durch Erwartungshaltungen vom Kunden als auch von der Organisation kommt. Darum ist es auch wichtig, dass man Teams zusammenstellt die einen Reiz in der Aufgabe sehen (und nicht wer eben gerade verfügbar ist) und es gleichzeitig die Möglichkeit gibt, eigene Ideen einzubringen und umzusetzen. Auch Führungskräfte spielen hier eine wichtige Rolle indem diese eine gute Verbindung zu einem positiven Zukunftsbild herstellen können, aber auch aktiv Interesse an der Arbeit der Teams zeigen, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Es gilt zu vermeiden, Energie vom Team zu zerstören und aktiv die Energie, die es oft am Anfang gibt, zu pflegen und zu stärken. Das braucht aktive Arbeit im Team und von der Führung um das Team herum.

Kreative Reibung

Eine gute Interaktion und Kommunikation zwischen den Teammitgliedern ist absolut kritisch, da nur so das Potential verschiedener Perspektiven und Ideen voll genutzt werden kann. Hier gilt es mehrere Aspekte zu gestalten. Es startet mit der Häufigkeit der Interaktion und des Austauschs – Teams brauchen einen guten gemeinsamen Rhythmus um Themen zu bearbeiten und kneten zu können und in den meisten Fällen ist diese Häufigkeit viel zu niedrig und unregelmäßig. Die Qualität der Interaktion ist auch entscheidend und hierzu braucht es belastbare Beziehungen, wo es auch möglich sein muss sich gegenseitig zu fordern und auch unterschiedliche Ansichten diskutieren zu können. Auch das Umfeld hat einen starken Einfluss auf Interaktion und in den wenigsten Unternehmen treffen wir auf einladende Meeting-Möglichkeiten oder Projektflächen, die für die Dauer eines Projekt genutzt werden können. Last, but not least kommt es auch auf die Nutzung verschiedener Formen der Kommunikation an. Eine gute Mischung aus persönlicher Interaktion und digitalen Medien, vor allem aber Wege Themen greifbar und transparent zu machen, scheint ideal und bietet auch genügend Flexibilität. In der Unternehmensrealität sind es viel zu viele E-Mails, schlechte Meetings und Excel Listen, die ihr Dasein mehr im Verborgenen fristen. Hier können aktiv genutzte Tools aus dem agilen Arbeiten, wie Kanban Boards (am besten physisch), einen echten Unterschied machen.

Flexible Strukturen

Um Themen die mit großer Unsicherheit behaftet sind gut navigieren zu können, braucht ein Team eine gemeinsame Richtung und Orientierung und gleichzeitig klare Rahmenbedingungen, innerhalb derer Teams selbst rasch handeln und entscheiden können. Oft trifft man in Unternehmen, wenn es um Innovation geht, entweder auf zu stark definierte Prozesse die die Flexibilität stark einschränken oder aber auch um zu breit und wage definierte Innovationsherausforderungen, die ein zu weites Feld ermöglichen und wenig Orientierung bieten. Das macht es für Teams schwer, greifbare Ergebnisse zu produzieren.

Richtung und Rahmenbedingungen zu definieren und Teams Flexibilität zu geben ist Führungsaufgabe die etwas Zeit und manchmal ein, zwei Iterationen Bedarf, leider aber oft vernachlässigt wird. Und wenn es darum geht Team-Struktur und Orientierung für komplexe Herausforderungen zu geben, hat es sich aus unserer Sicht als nützlich erwiesen in Innovationsmodellen oder -frameworks zu denken. Das gibt im Vergleich zu stark definierten Prozessen schon rein sprachlich größere Flexibilität und impliziert keine bestimmte Reihenfolge. Jedoch ist es wichtig, gleichzeitig wenn man an Innovation arbeitet, Orientierung und Anker zu geben um sicher zu stellen, dass essenzielle Themen nicht vergessen werden.

Zielgerichtetes Entdecken

Die vierte und letzte Rahmenbedingung, die erfolgreiche Teams fördert, ist die Verfügbarkeit und Nutzung der richtigen Tools und Methoden. Ganz viel der Arbeit in Innovation besteht darin, effektiv Kundenbedürfnisse zu verstehen, Annahmen zu überprüfen und rasch und kostengünstig Ideen zu validieren. Ideen greifbar machen, Prototypen in allen Phasen zu entwickeln, Experimente und Iterieren gehört hierbei zu den Grundfertigkeiten um möglichst effektiv voran zu kommen. Leider ist das bei weitem aber auch der unterentwickeltste Muskel in den meisten Organisationen, da wir tendenziell versuchen den kürzesten Weg zur Lösung zu suchen und diesen Plan in der Folge umzusetzen. Hier hilft es mit Experten zu arbeiten und gezielt die Fähigkeiten und Erfahrungen intern aufzubauen. Wir arbeiten oft in Innovationsteams, wo wir verschiedenste Methoden und Tools aus diversen Ansätzen (Design Thinking, TRIZ, Agile Tools wie Kanban, Lean Start-up als auch Effectuation) mit einbringen und die Anwendung begleiten. Hier geht es wirklich darum, an realen Projekten die ersten eigenen Erfahrungen aufzubauen und dann ständig weiter zu entwickeln. Es ist wie beim Skifahren, man kann so viele Bücher lesen und Videos schauen wie man möchte, lernen und verinnerlichen kann man die Technik erst wenn man anfängt selbst den Hang runter zu fahren.

Aus unserer Praxis heraus sind wir überzeugt, dass einer der Schlüssel für erfolgreiche Innovation und damit für die Erneuerungsfähigkeit für jegliche Art von Organisation darin liegt zu lernen die best möglichen Voraussetzungen für Teams zu schaffen. Wege und Möglichkeiten gibt es viele, aber wir hoffen dass auch Ihnen die vier Rahmenbedingungen wertvolle Hinweise und Ideen aufzeigen. Für all jene die es gerne ausprobieren möchten gibt es auch ein „Cheat Sheet“ mit den wichtigsten Grundsätzen und ein paar Tipps was Führungskräfte als auch Teams tun können, um die Rahmenbedingungen zu stärken.

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