Das ICG-Modell zur digitalen Transformation

Digitalisierung steht schon seit langem weit oben auf der Prioritätenliste vieler Organisationen. Ab März 2020 gab es einen richtigen Boost.

In unserer Arbeit mit Kunden haben wir viele unterschiedliche Zugänge und Wege zur Digitalisierung kennen gelernt, die alle aus der jeweiligen Situation heraus ihre Validität haben. Jedoch scheint es immer wieder eine riesige Herausforderung zu sein, beim Thema »Digitalisierung« den Überblick zu behalten. Wo starten? Welche Projekte vorantreiben? Wie Strategien weiter entwickeln? Welche sinnvollen nächsten Schritte planen? Dazu kommt, dass es in den meisten Unternehmen nach wie vor kein einheitliches Verständnis dafür gibt, was mit dem Thema »Digitale Transformation« gemeint ist. Auch bestehende Modelle sind meist nur auf einen bestimmten Aspekt der Digitalisierung (z. B. Geschäftsmodelle, digitalisierte Prozesse, IT-Architekturen, Technologie) ausgerichtet und werden der tatsächlichen Vielschichtigkeit des Themas nicht gerecht.

Die Definition

Aus der Erfahrung der letzten Jahre haben wir eine Definition und ein Modell (siehe Grafik) entwickelt, die Orientierung für die Digitale Transformation geben sollen. Sie sollen aber auch dabei helfen, existierende Initiativen einzuordnen und Abhängigkeiten zu identifizieren, damit das Thema greifbar wird. Die Definition soll vor allem mit dem weit verbreiteten Irrglauben aufräumen, dass es bei der Digitalisierung vorrangig um die Einführung von neuen Technologien geht. Technologie ist bestimmt ein wichtiger Teil, aber die wirkliche Herausforderung liegt meist darin, die Menschen mitzunehmen,
Verhalten zu ändern, bestehende Erfolgsmuster im Geschäft zu hinterfragen und schließlich die Organisation auf die Anforderungen der digitalen Zukunft
auszurichten.

Das Modell

Für eine gesamtheitliche Sicht auf Digitalisierung erscheint es sinnvoll, drei Dimensionen zu unterscheiden:
— Die erste Dimension ist das Geschäftsmodell und Leistungsportfolio. Dabei geht es um die Möglichkeiten und Chancen, die sich durch die Digitalisierung bieten, um das eigene Leistungsangebot weiter zu entwickeln.
— Die zweite Dimension lenkt die Aufmerksamkeit auf die Zusammenarbeit und Kooperation innerhalb wie außerhalb der Organisation, die sich durch die
Digitalisierung ergeben.
— Die dritte Dimension beschäftigt sich mit der Gestaltung und Anpassung der Organisation und der Prozesse selbst.

Die Tabelle am Ende des Artikels soll dabei einen raschen Überblick geben. Jedes dieser Elemente kann ein Ansatzpunkt beziehungsweise Entwicklungsfeld sein, um die Digitale Transformation anzugehen oder weiterzuentwickeln. Jedoch wird man schnell feststellen, dass die Elemente in Wechselwirkung zueinanderstehen und sich überlappen, wie auch das folgende Beispiel aus unserer eigenen Erfahrung mit der Digitalisierung in ICG zeigt.

Fallbeispiel: ICG Digital Enablement

Das ICG Innnovationsteam unterstützt derzeit ein deutsches Technologieunternehmen dabei, die eigene Innovationskraft zu stärken. Das Unternehmen hat brillante Ingenieure und Techniker mit viel Liebe zur Technologie. Dem Verständnis von Markt und Kunden wird hingegen etwas weniger Aufmerksamkeit zuteil. Neben der Begleitung von Innovationsteams würden wir in Workshops und Seminarformaten neue Methoden und Tools wie zum Beispiel Design Thinking, Lean Start-up und agile Arbeitsweisen einbringen. Genau diese Leistungen digitalisieren wir für dieses Projekt. Das erlaubt den Teilnehmern einerseits, die Inhalte jederzeit abzurufen und wiederholt anzusehen. Andererseits kann die wertvolle Beratungszeit für den Kunden dort fokussiert werden, wo am meisten Mehrwert für die Teams geschaffen wird: In der direkten Anwendung der Methoden auf das Projekt mit Unterstützung eines erfahrenen Innovationsberaters. Die Digitalisierung von (ICG-)Leistungen ist also hier der Startpunkt im Modell. Hier haben wir uns für die Bereitstellung einer Kombination aus Videos, Toolbeschreibungen und Templates entschlossen. Damit können sich die Kundenteams mit den neuen Herangehensweisen selbstständig und zeitlich unabhängig von Beratern vertraut machen. Folgt man im Modell weiteren Abhängigkeiten, erkennt man sehr rasch weitere Auswirkungen dieser Initiative. Zum Beispiel bedeutet dieses Projekt, dass wir in der Organisation die »digitalen Fähigkeiten« weiter vertiefen. Das betrifft zum Beispiel die Konzeption von Video-Nuggets, Videoproduktion, Schnitt, Grafik und Animation. Als Nächstes führt uns das aber auch dazu, dass wir unser »Netzwerk« verbreitern und vertiefen und mit einem strategischen Partner unser Angebot ausweiten.

Die nächste Verbindung liegt in der »Interaktion mit dem Kunden«. Wie werden die Inhalte möglichst bedienerfreundlich und übersichtlich den Mitarbeitern beim Kunden zur Verfügung gestellt? Dazu testen wir verschiedene IT-Plattformen, um auch der IT-Governance des Kunden gerecht zu werden. Sollte dieser Prototyp Schule machen, wird es bald darum gehen, unsere eigene ICG-Organisation auf die Anforderungen besser auszurichten. Das betrifft zum Beispiel die nötige Infrastruktur für Videoproduktion (Kamera, Licht, Ton), für die Post-Production (Schnitt), Prozesse und Workflows und den effizienten Datenaustausch. In weiterer Folge können sich aus so einem Schritt in der Digitalisierung Implikationen für neue Geschäftsmodelle ergeben, die völlig neue Möglichkeiten und Mehrwert für unsere Kunden schaffen (z. B. Videos, Templates ersetzen den Methoden-Workshop; neue Angebote tun sich auf; Plattformen für Zugang zu Inhalten entstehen; neue Partner für Produktion, Workflows, Datenaustausch, Schnitt-PC, Licht, Mikro, Kamera sowie Konzepte für Videoproduktion, Schnitt, Grafik und Animation werden ausgearbeitet).

Egal ob es darum geht, existierende Projekte einzuordnen, Abhängigkeiten oder nächste Schritte zu identifizieren oder einfach den richtigen Startpunkt für Ihre Digitale Transformation zu finden: das ICG Digitalisierungsmodell kann eine Quelle für Inspirationen und eine Landkarte zur Orientierung dabei sein. Wir freuen uns, wenn Sie das Modell genauso hilfreich, wie wir in der Selbstanwendung bei ICG, erleben, um die Digitale Transformation zu navigieren.