Wie wir Räume für gutes Denken schaffen können

Haben Sie in Ihrem Job Bedarf, nachzudenken? Ab und zu auch gemeinsam mit anderen an Ideen zu arbeiten? In unserer heutigen Wissensgesellschaft werden die meisten von uns diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten. Die zentrale Einheit in den meisten Organisationen ist heute das Team. Obwohl das so ist, scheint es in vielen Teams und Unternehmen nach wie vor eine große Herausforderung zu sein, gute gemeinsame „Denk-Arbeit“ zu ermöglichen. Bestimmte Bemerkungen helfen uns dabei, zu entdecken, ob es in unserem eigenen Team dazu Handlungsbedarf gibt, wie beispielsweise: „Ich habe das Gefühl, bei uns zählt vor allem, wer am lautesten seine Meinung sagt – dem wird zugehört.“ Oder „Bei uns geht’s ziemlich rund in Meetings – wir fallen einander eigentlich ständig ins Wort.“

Ganz abgesehen davon, dass Motivation und Initiative spürbar leiden, wenn ein solches Klima herrscht, weisen zahlreiche ExpertInnen darauf hin, dass wir dabei enormes Potenzial verschenken: In den Worten der renommierten Kommunikationsexpertin Nancy Kline klingt das so: „Die Qualität von allem, was wir tun, hängt von der Qualität des Denkens ab, welches diesem Tun voraus geht. Die Qualität des Denkens wiederum hängt davon ab, wie wir einander behandeln, während wir denken.“

Denkräume schaffen

Wenn wir das ernst nehmen, tragen wir hohe Verantwortung für unsere Denkprozesse. Dafür, qualitätvolles Denken zu ermöglichen. Für uns selbst und für andere. Aber wie kann das konkret funktionieren? Folgende drei Hebel können Ihnen dabei helfen, eine unmittelbar spürbare Veränderung in der „Denkumgebung“ Ihres Team zu schaffen.

1. Aufmerksam und mit spürbarem Respekt zuhören

Haben Sie schon einmal versucht, Ihre Überlegungen zu formulieren, ein neues Thema durchzudenken – und haben skeptische Blicke von anderen dabei geerntet? Jemand hat die Augen verdreht? Jemand hat nervös auf die Uhr gesehen? Was hat das mit Ihren Gedanken gemacht? Wenn Sie so ticken wie die meisten von uns, dann helfen solche Signale nicht unbedingt, um gut denken zu können, sie verunsichern vielmehr. Ein Nicken, ein aufmerksamer Blick, spürbare Ruhe und Gelassenheit unseres Gegenübers hingegen – das sind die Dinge, die wir brauchen, um gut nachdenken zu können. Ein erster Schritt in Richtung gute Denkumgebung ist daher, sich im aufmerksamen Zuhören zu üben. Lassen Sie sich Feedback von anderen dazu geben – wie sehe ich aus, wenn ich davon ausgehe, dass ich aufmerksam zuhöre? Strahle ich das auch aus?

2. Gleichheit erzeugen

Wenn Sie das Gefühl nicht los werden, dass in Ihrer Umgebung immer dieselben Personen viel Redezeit (Zeit für den Ausdruck ihrer Gedanken erhalten), dann ist dieser Punkt für Sie besonders relevant. Eine Umgebung für gutes Nachdenken zu erzeugen bedeutet, Gleichheit unter den Anwesenden herzustellen. Wenn das nicht der Fall ist – warum sind diese Personen dann dabei? Wenn wir gut miteinander Denken wollen, ist Gleichheit eine wesentliche Voraussetzung: Jede Person hat die Gelegenheit, ihren Gedanken in aller Ruhe Ausdruck zu verleihen. Das ist nicht nur wesentlich angenehmer für jeden Einzelnen – Teams performen einfach besser, wenn Sprecherzeiten gleichmäßig in der Gruppe verteilt sind (vgl. Google Aristotle project).

3. Durch passende Fragen einschränkende Annahmen auflösen

Wir alle haben zu bestimmten Themen einschränkende Annahmen. Je nachdem, welche Erfahrungen wir im Leben gemacht haben, ist das auch gut und wichtig – sonst würden wir uns beim gleichen Thema immer wieder die Finger verbrennen. Wortwörtlich. Wenn ein Kind mehrmals auf die heiße Herdplatte greift, dann entwickelt es – hoffentlich, und völlig zurecht – die „einschränkende“ Annahme, dass man nicht jederzeit einfach so auf die Herdplatte greifen kann. Im beruflichen Kontext können einschränkende Annahmen jedoch dazu führen, dass wir uns auf Grund von Befürchtungen selbst limitieren – die Angst vor der Herdplatte besteht nur in unserem Kopf und hält uns davon ab, ein Risiko einzugehen. In der gemeinsamen Denkarbeit nutzen wir die „Macht der Frage“ um diese Einschränkungen aufzulösen. Zahlreiche Fragetechniken aus dem lösungsfokussierten Coaching bieten sich hierfür an: Was würden Sie tun, wenn Sie das Gefühl hätten, elementar wichtig für den Erfolg Ihres Unternehmens zu sein? Wenn Sie keine Angst davor hätten, „vor anderen schlecht auszusehen“, was würden Sie tun?

Gehen Sie auf die Suche: Welche Fragen helfen Ihnen persönlich weiter, gut nachzudenkenden? Wie können Sie mehr von diesen Fragen in Ihren Meetings einsetzen?

Wenn wir einander zutrauen, wichtige Überlegungen zur Lösung einer Frage beizutragen, dann sollten wir nicht ständig damit beschäftigt sein, anderen das Denken abnehmen zu wollen. Kleine Veränderungen in der Art und Weise, wie wir in Meetings miteinander arbeiten, können hier unglaublich großen Unterschied machen. Wir sind in diesem Zusammenhang Überzeugungstäter – und hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Hinweisen ein vorweihnachtliches Geschenk machen konnten. (Viel Freude beim Auspacken!)

Buchtipp: Nancy Kline „Time to Think: Listening to Ignite the Human Mind“