Die Coronakrise stellt derzeit alle Unternehmen vor neue, unbekannte Herausforderungen. Beim Entwickeln einer Strategie für die aktuelle Situation und einer Strategie für die Zeit danach können sich die Entscheider in den Unternehmen aktuell wenig auf gesicherte Fakten stützen. Daher müssen sie auch ihre Strategieentwicklung anpassen – agiler machen.

Wer hätte damit gerechnet

Corona wird zur Nagelprobe für viele Unternehmen und insbesondere deren Strategie. Zu Beginn des Jahres war es noch klar wohin die Reise 2020 gehen soll. Seit dem Ausbruch der Pandemie Anfang März in Europa sind nun einige Wochen vergangen. Der erste Schock war groß. Es wurden einerseits kurzfristig Maßnahmen ergriffen, um Kosten zu senken, die Liquidität zu sichern, mit Auslastungseinbrüchen umzugehen und beispielsweise Kurzarbeit einzuführen. Auf der anderen Seite ging es darum die Zusammenarbeit vom Homeoffice zu gestalten und einen Notbetrieb aufrechtzuerhalten.

Die Aufregung rund um die kurzfristigen Akutmaßnahmen ist nun etwas abgeklungen. Doch welche Herausforderungen ergeben sich in den nächsten Wochen und Monaten? Für Entscheidungsträger gilt es nun gemeinsam mit den Führungsteams die Existenz der Unternehmen mittel- und langfristig zu sichern. Es gilt kurzfristig Strategien zu entwickeln wie sie den Wiederanlauf erfolgreich schaffen und aus der Krise sogar gestärkt hervorgehen können.

Eines ist heute bereits klar: Eine Rückkehr zur Vor-Corona Situation wird es nicht mit dem Tag X geben. Einerseits sind der Verlauf und die Auswirkungen noch nicht abschätzbar. Andererseits ist bereits klar, dass durch wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Nachwehen die bisherigen Strategien und auch die Art der Strategiearbeit grundsätzlich zu überdenken sind.

Neue Spielregeln in der Strategiearbeit

In Krisenzeiten mit großer Unsicherheit wie in der aktuellen Situation wünschen sich viele Führungskräfte mehr Klarheit. Gefragt sind klare Analysen, Konzepte und Maßnahmenpläne. Ist das in der aktuellen Situation mit großer Unsicherheit überhaupt möglich? Diese Frage beschäftigt viele, die für strategische Arbeit verantwortlich sind und ist natürlich berechtigt. Strategieentwicklung unter Unsicherheit geht. Es benötigt jedoch andere Zugänge als in stabilen Phasen.

Strategie als Rahmen sehen

Es gilt einen Rahmen anstatt eines glasklaren Zukunftsbildes zu definieren. Der Rahmen kann ein Themenfeld oder ein grobes Ziel sein. Innerhalb dieses Rahmens werden in kleinen Schritten Möglichkeiten, Chancen und Risiken identifiziert, agiert, reflektiert und die nächsten Schritte geplant.

Strategische Ambidextrie und Raum für Experimente

Strategische Ambidextrie bedeutet den gleichzeitigen und unterschiedlichen Umgang mit planbaren und unsicheren Themen zu erlernen. Planbare Themen werden mit den bewährten Methoden bearbeitet. Bei unsicheren Themen wird in leistbarem Verlust gedacht. Es werden Experimente zugelassen und über Erfahrungen ausgewertet und gelernt. Weiters werden Mitarbeiter enger in die Strategiearbeit eingebunden und unternehmerische Kultur gefördert. Damit können Chancen rascher aufgegriffen werden und eine breitere Mitarbeiterbasis wird in strategische Entwicklungen involviert.

Intensive Kunden- und Marktankopplung

In die Entwicklungsarbeit wird die Markt- und Kundensicht intensiv von Beginn an integriert. Dies gelingt mit Erkunden der Kundensituation und geht über Prototyping, Feedback und Integration in die Entwicklungen.

Rasch ins Tun kommen

Auf Basis des strategischen Rahmens werden Initiativen und Schnellboote aufgesetzt. Dabei werden agile Methoden und Rituale angewendet und Strategiearbeit im Tagesgeschäft verankert. So gelingt es die Aufmerksamkeit zu erhöhen und die Umsetzungsgeschwindigkeit zu steigern.

Laufend auswerten, nachschärfen und lernen

Entscheidend sind nicht perfekte Pläne, sondern Umsetzungserfahrungen. Regelmäßig werden die Erfahrungen ausgewertet, das Lernen in der Organisation angeregt und Verbesserungen für die nächste Phase eingeleitet. Strategie wird somit zum Lernprozess für die gesamte Organisation.

Endlich Zeit für strategische Arbeit

Nutzen Sie jetzt Ihre Chance zur strategischen Arbeit! Betriebsaktivitäten wurden nach unten gefahren, Aktivitäten zur Schadensbekämpfung sind eingeleitet und im Laufen. Im Home-Office haben sich die Mitarbeiter bereits gut eingerichtet und in den vergangenen Wochen exponentielle Lernkurven in der virtuellen Zusammenarbeit erreicht. Digitales Arbeiten in Kleingruppen, Dokumentensharing, Digitale Whiteboards haben sich in der Zusammenarbeit bereits etabliert. Nutzen Sie die Potenziale des Führungsteams und von Schlüsselpersonen. Legen Sie ein kompaktes Strategieteam fest, in dem Sie nun eine wirksame, agile Strategie für den Wiederanlauf und die Zeit nach Corona zu entwickeln. Und das alles in mehreren kompakten virtuellen Workshops ohne lange geplante, mehrtägige Strategieklausuren in Seminarhotels, sondern ganz pragmatisch in kurz getakteten virtuellen Meetings.

Hier einige Tipps, wie sie bei der Strategieentwicklung in einer so diffusen Situation wie der aktuellen Coronakrise vorgehen sollten.

  1. Die Situation bewusst machen

Machen Sie in einem ersten Schritt eine kurze und kompakte Analyse zur aktuellen Situation. Dazu gehören einerseits wirtschaftliche Kennzahlen als Basis. Überlegen Sie sich im Team welche Auswirkungen Corona auf Ihre Organisation hat. Gehen Sie dabei mit einer von außen nach innen gerichteten Betrachtung vor. Welche Auswirkungen hat Corona auf Ihren Markt, die Mitbewerber, auf die Produkte, auf Ihre Prozesse, auf die Lieferkette und auf Ihre Organisation und MitarbeiterInnen? Machen Sie einen bewussten Blick auf Ihre Kernkompetenzen – Was sind wirklich Ihre Kernkompetenzen und hat auch Potenzial für neue Geschäfte? Auf Basis dieser Analyse erarbeiten Sie die wesentlichen strategischen Fragen, für die im nächsten Schritt Optionen erarbeitet werden. Trotz der komplexen und vielschichtigen Situation ist es wichtig sich in der Strategieentwicklung auf Annahmen zu stützen, die regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

  1. Optionen und Zukunftsszenarien entwickeln

Entwerfen Sie aufgrund der Analyse und der erarbeiteten strategischen Fragestellungen mögliche Zukunftsszenarien und strategische Optionen für Ihre Organisation. Wesentlich ist dabei sehr ergebnisoffen in ein Brainstorming zu gehen, ohne auf mögliche Barrieren zu denken. In einem zweiten Schritt werden die Ideen geclustert, bewertet und priorisiert. Anschließend werden die priorisierten Ideen in kleinen Arbeitsgruppen vertieft. Wichtige Fragestellungen dabei sind: Was müsste passieren, damit wir diese Idee zum Erfolg bringen? Was sind notwendige organisatorische Voraussetzungen? Welche Barrieren sehen wir? Wen benötigen wir dazu? Welche Investitionen sind notwendig? Bereits an dieser Stelle macht es bereits Sinn erste ganz einfache Prototypen zu erstellen und Kunden- und Marktfeedback einzuholen.

  1. Initiativen in Gang bringen

Auf Basis der arbeitsteiligen Vertiefungen wird nun bewertet, welche Ideen weiterverfolgt werden. Führen Sie sich dabei nochmals Ihre Annahmen und strategischen Fragen vor Augen, die mit den Optionen gelöst werden sollen. Legen Sie fest nach welchen Kriterien Entscheidungen getroffen werden. Sind es Top Down Entscheidungen? Müssen alle Mitglieder im Strategieteam überzeugt sein? Oder Sie arbeiten mit dem Konsent-Prinzip, bei dem Leitplanken festgelegt werden und Einwände abgefragt werden, bei denen der Unternehmenserfolg gefährdet wird.

Nun gilt es die Themen weiter zu konkretisieren und in Gang zu bringen. Ein hilfreiches Instrument dafür ist die OKR-Methode. Dabei werden messbare Ziele für einen bestimmten Zeitraum (meistens 3 Monate) definiert. Diesen Zielen werden dann jeweils max. 5 Key Results, konkrete und messbare Ergebnisse zugeordnet. Nach dem Ablauf einer bestimmten Zeit, häufig 3 Monate, werden diese überprüft und die nächste Phase geplant.

  1. Einen agilen Strategieprozess etablieren

Wesentlich für die Umsetzungsarbeit sind kurze Abstimmungszyklen im Strategieteam. Dazu trifft sich das Strategieteam persönlich oder virtuell alle 2-4 Wochen. Es werden agile Methoden wie Kanban herangezogen, mit denen die Tätigkeiten transparent gesteuert werden. Weiters werden regelmäßig Umfeldänderungen aufgenommen und die strategischen Prioritäten angepasst.

Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt über eine wirksame Strategie für den Wiederanlauf und die Zeit nach Corona zu arbeiten. Das führt zu einer positiven und zukunftsorientierten Mobilisierung. Blockaden aus der Vergangenheit sind einfacher lösbar. Mit einer kompakten Analyse, kreativen Ideen und einem agilen und fokussierten Prozess können wichtige Weichenstellungen getroffen werden um gestärkt aus der Krise hervorzukommen.